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Brief des Jetpiloten an die „Mitreisenden“
Stellvertretend für mein Team und für mich, sende ich diesen Brief an alle von Euch: Internet – User, Reisende des Lebens, des Meeres und der Träume...
Diese Zeilen habe ich geschrieben, nachdem ich mit meinem überaus geschätzten Freund, Miguel de la Quadra Salcedo, gesprochen habe. Unser letztes Treffen fand nach den schrecklichen Ereignissen des 23.02.2002 statt. Am Anfang unseres Gesprächs sagte er mir (bezugnehmend auf die Attacken in den USA) folgendes: "Die Welt hat sich verändert; seit einigen Wochen erscheint alles in einem ganz anderen, irrealen, Licht. Wie wird es nun mit Deinem Projekt weiter gehen? Wirst Du weiter daran festhalten? ".
Meine Antwort war positiv: „-Selbstverständlich, Miguel!“ Und seine spontane Reaktion, hat mich von Neuem mit Kraft und Mut erfüllt: „- darüber bin ich sehr glücklich, Alvaro! Denn Initiativen wie diese, die aus der Träumen geboren werden, zählen jetzt mehr denn je; gerade für unsere Jugend ... und jeden einzelnen von uns. Mach weiter so!“
Miguel war immer für mich da, seit ich ihn 1993 zum ersten Mal um Rat gebeten habe, um mein erstes großes Projekt, meinen Traum auf dem Meer- zu verwirklichen. Die Herausforderung zu dieser Zeit war, alleine zu segeln (ohne Beiboot), von Sevilla nach Genua (Italien) Es war ein voller Erfolg, bei dem wir einen Rekord für die Spanische Seefahrt erreicht haben. Seine Ratschläge, seine Weisheit und seine Kraft, die er mich immer aus tiefstem Herzen und mit bestem Wissen unterstützt hat, waren und sind für mich eine unerschöpfliche Quelle der Energie für all´ meine Reisen. Aus diesem Grund steht Miguel als Präsident dem Komitees unserer Atlantiküberquerung vor. Dies ist eine große Ehre für mich und alle, die dieses Projekt mit mir realisieren werden. Ich danke Dir, Miguel!
Unsere Reise wird in Rom mit dem Ziel, den Atlantik auf eine Jetski von zwei Metern Länge zu überqueren, starten Wahrscheinlich das kleinste transatlantische Boot...
Es wird der erste Versuch in der Geschichte sein, den Atlantischen Ozean auf einem Jet-ski zu überqueren. Wenn wir Erfolg haben, werden wir damit einen neuen Weltrekord aufstellen können.
Dies ist mein persönlicher Traum, seit ich 1992 mit diesem Sport begonnen habe. Meine ersten Jet-Ski Erfahrungen habe ich mit 20 Jahren in Amerika gemacht. Und sofort habe ich gespürt, dass dies „mein Sport“ und meine große Passion sein wird! Ich begann mit der Umrundung einer kleinen Insel. Und schon beim ersten Mal hatte ich das Gefühl einer totalen Verschmelzung mit dem Meer. Ich hatte das Gefühl mit dem Meer –nicht über das Meer hinweg zu segeln....und in diesem Moment hatte ich die Vorstellung, dass ich eines Tages den Atlantik auf meinem Jet-Ski überqueren würde! Während der letzten 20 Jahre habe ich versucht, vom Meer und seinen Tücken zu lernen . Ich bin viel gesegelt; Allein. Nur mit dem Horizont als Zeugen und dem Wind als Begleiter fühlte ich mich, als würde ich auf Füßen neben einem Delfin herreiten. Ich hatte das Glück, wundervolle Erfahrungen zu machen: einzigartig in ihrer Schönheit und Intensität. Aber ich habe auch Angst, Beklemmung und Panik erlebt. Es liegt jetzt drei Jahre zurück, dass ein unvorstellbar schrecklicher Unfall meine Lebensfreude für lange Zeit zerstört hatte. Ich glaubte nie mehr segeln zu können. –weder auf dem Meer noch im Leben. Schmerz, Verzweiflung und Frustration haben mich über eine lange Zeit hinweg gelähmt; es gab endlose Tage der totalen Einsamkeit vor dem Horizont Cantabriens., als mir noch nicht mal mehr Tränen und das Gefühl zu leben blieben.
Aber schließlich habe ich, mit Gottes Hilfe, meinen Lebensmut wieder gefunden. Auch Dank meiner guten Freunde Kitín, Almudena, Javier, Fernando, die mich immer wieder mit Ihren Ratschlägen und ihrer Energie ermuntert haben. In einer kalten Nacht begann ich wieder mit dem Segeln. Ich fuhr von Ibiza nach Mallorca. Allein, nur mit dem Meer und meinen Ängsten. Seitdem versuche ich meine Vision wiederzugewinnen. Ich weiß, dass mir das nie 100% gelingen wird, aber der Versuch, meinen Traum zu realisieren und den Atlantik zu überqueren, wird mir sicher dabei helfen.
Ich habe diesen Traum viele Jahre lang gelebt, viele Jahre der Vorbereitung und des Lernens. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, habe ich Angst, vor dem, was mich erwartet. Ich werde alleine segeln. 60 Tage lang im stehen, um Schäden meiner Wirbelsäule zu vermeiden. Viele Stunden täglich... –14 Stunden im Durchschnitt... Unser Begleitboot wird mir auf Distanz folgen. Von Rom bis in den Süden Marokkos werde ich es kaum zu sehen bekommen. Ich werde alleine an die Küsten gehen, mein kleines Boot auftanken und in den Häfen essen. Die Etappe zwischen Marokko und Barbados werde ich dann näher bei unserem Boot verbringen.. Ich werde die totale Einsamkeit erleben und in Gottes Natur meditieren. Ich werde den unendlichen Horizont aus der Sicht des Schöpfers sehen, mich den Stürmen stellen. Der Wind wird mir heftig entgegen wehen, ohne mich zu überraschen. Mein Boot wird häufig kentern. Ich werde wieder und wieder aufstehen.... das kalte Meer wird meinen Körper zu Eis erstarren lassen.
Die Hälfte der Zeit werde ich nachts segeln; ungefähr 7 Stunden nur mit den Sternen. Leuchttürme werden meine nächsten Orientierungspunkte sein. Ich werde auf Schiffe aller Art treffen, mit Fischern reden, die mir all ihre all´ Ihre Kraft und Weisheit vermitteln werden. Ich werde Angst oder tiefe Freude empfinden, wenn ich auf Wale, Schildkröten, Tunfische, Quallen, Haie, fliegende Fische oder Delfine stoße.... Ich werde mich auf meinen Weg konzentrieren, um keinen Fehler zu machen und meine Vision, die mich vorwärts treibt, zu bewahren.
Ich weiß, dass ich auf Tausend unvorhersehbare Gefahren und Überraschungen treffen werde. Auf eisige Kälte, die mir meine Motivation rauben und mich sicher demoralisieren wird. Aber ich glaube fest an den „kleinen Strahl der Zuversicht“, der mir bereits einmal geholfen hat!.
Dies ist nicht nur für mich ein wichtiges Projekt, sondern auch für all´ die Menschen, die mich von so vielen Seiten unterstützen. Wir werden versuchen, einen neuen Rekord für die Spanische Seefahrt aufzustellen. Es gibt viele Menschen, die an diese Möglichkeit glauben und uns kontinuierlich mit ihrer positiven Energie unterstützen. Wir wissen, dass es auch Leute gibt, die unserem Projekt nicht dieselbe Bedeutung beimessen. Sie glauben, beurteilen zu können, was wir tun; ohne zu wissen, worum es uns wirklich geht. In diesem, wie in vielen anderen Fällen, ignorieren sie die Realität und versuchen uns nicht einmal zu verstehen. Aber sie werden nicht umhinkommen uns ihren Respekt zu zollen – den Respekt, den jede aufrichtige Initiative verdient. Denn jeder Erfolg wird aus der Vision geboren und von Hoffnung genährt.
Ein alter Seefahrer, Matrose der spanischen Kriegsflotte, hat mir folgendes mit auf den Weg gegeben: "Diese Reise wird ein Erfolg, schon in dem Moment, in dem Ihr Rom verlassen werdet. Denn damit habt ihr es versucht und das ist, was zählt. Ich glaube, dass er damit Recht hat! Wenn ich wirklich in Amerika ankommen werde, wird mir immer bewusst sein, dass es auch die Möglichkeit gab, es nicht zu schaffen. Sollte ich nicht ankommen, so werde ich trotzdem wissen, dass ich es auch geschafft haben könnte. Aber nichts davon werde ich wissen, wenn ich es nicht versuche!
Nun vertrauen wir auf Gott und nehmen unsere Reise zum Horizont auf! Nach Westen – in Richtung unseres Traums!
Danke an alle Freunde für Eure großartige Unterstützung! Wir hoffen, Euch nicht zu enttäuschen! Wir werden es versuchen!
Gott segne uns, Álvaro
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